Übersicht

Das schweizerische Verkehrssystem ist effizient, zuverlässig und sicher. Weil die Mobilität kontinuierlich wächst, stösst es aber an seine Grenzen. Grosse Ausbauprojekte in dicht besiedeltem Gebiet sind teuer und politisch schwer durchsetzbar. Umso wichtiger wird in Zukunft die noch bessere Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. Eine tiefe durchschnittliche Auslastung der Fahrzeuge und hohe Standzeiten der Fahrzeuge auf den Parkplätzen, stark überlastete Strassen und überfüllte Züge am Morgen und am Abend sowie das oft emotionale Verhalten der Automobilistinnen und Automobilisten sind Kennzeichen des heutigen Verkehrssystems, die eine optimale Nutzung der verfügbaren Kapazitäten verhindern.

Die voranschreitende Digitalisierung im Mobilitätsbereich bietet Chancen, um diese Effizienzdefizite auszugleichen. Sie schafft die Möglichkeit, den Besetzungsgrad in den Fahrzeugen zu erhöhen, unnötige Fahrten zu verhindern bzw. zu verkürzen und eine effizientere Nutzung der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur zu erreichen. Eine vollautomatisierte Mobilität kann ausserdem zu einer markanten Steigerung der Verkehrssicherheit beitragen, indem Emotionen und menschliches Versagen als Unfallursachen ausgeschaltet werden können.

Chancen auf drei Ebenen:

  1. Für die klassischen Autonutzerinnen und -nutzer eröffnen selbstfahrende Fahrzeuge neue Perspektiven: Die Reise stellt keine «verlorene» Zeit mehr dar; sie kann für andere Tätigkeiten genutzt werden. Zudem werden die Nutzerinnen und Nutzer von unliebsamen Tätigkeiten wie dem Parkieren oder dem Fahren entlastet. Im Weiteren werden selbstfahrende Fahrzeuge neuen Nutzergruppen wie Betagten, Menschen mit Behinderungen und Kindern einen neuen Zugang zur (Auto)mobilität ermöglichen.

  2. Weiteres Potenzial eröffnet sich dem automatisierten Fahren, wenn die Daten, welche ein Fahrzeug produziert, nicht nur in diesem Fahrzeug verwendet, sondern ausgetauscht werden. Die umfassende Vernetzung selbstfahrender Autos untereinander sowie der Austausch von Daten zwischen den Autos und der Infrastruktur enthält beträchtliches Potenzial für eine deutlich effizientere Nutzung der vorhandenen Kapazitäten sowie die Erhöhung der Verkehrssicherheit. Zudem wären positive Auswirkungen bezüglich Umweltschutz zu erwarten (Lärm, Luft).

  3. Die dritte Ebene möglicher Chancen eröffnet sich, wenn die hochentwickelten Fahrzeugtechnologien mit den weiteren Möglichkeiten der Digitalisierung, der Telekommunikations- und der Internetdienste kombiniert werden. Auf diese Weise können bestehende Verkehrsangebote markant verbessert werden, und es können völlig neue Angebote entstehen: zum Beispiel fahrerlose Busse, die sich ohne festen Fahrplan und Liniennetz nur an den Bedürfnissen der Kunden orientieren oder Car-Sharing-Angebote, die mit fahrerlosen Fahrzeugen die Mobilitätsbedürfnisse bündeln und ohne festen Standplatz via App gebucht werden können.

Die Digitalisierung im Bereich der Mobilität birgt jedoch auch Risiken: Ein unkoordinierter Einsatz der digitalen Möglichkeiten kann zu Mehrverkehr und Leerfahrten führen, wenn die neuen Möglichkeiten hauptsächlich für den Komfortgewinn und zusätzliche Angebote im Individualverkehr genutzt werden. Dies hätte sinkende Energieeffizienz, zusätzlichen Energieverbrauch und eine stärkere Luftbelastung zur Folge.

Der Bundesrat geht davon aus, dass automatisierte Fahrzeuge in den kommenden 15 bis 25 Jahren einen nennenswerten Anteil der zugelassenen Strassenfahrzeuge ausmachen. Der Strassenverkehr könne noch sicherer und komfortabler werden und neuen Nutzergruppen wie Betagten, Menschen mit Behinderungen und Kindern einen einfacheren Zugang zur (Auto)-mobilität ermöglichen. Auch für den öffentlichen Verkehr ermöglichen die neuen technologischen Entwicklungen nach Meinung des Bundesrats interessante Perspektiven. Die Grenzen zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr dürften sich zunehmend verwischen. Die Strasse dürfte durch den vermehrten Einsatz automatisierter Fahrzeuge zusätzlich an Bedeutung gewinnen, schreibt der Bundesrat in einem Bericht in Erfülllung eines Postulats von Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer.

Die intelligente Mobilität entspricht einem Megatrend, der vor Landesgrenzen keinen Halt machen wird. Unser Land muss diese Entwicklungen darum sorgfältig beobachten, sie allenfalls zu beeinflussen versuchen und rechtzeitig die nötigen Vorkehrungen treffen. Eine grosse Herausforderung wird es sein, die vor uns liegende, möglicherweise Jahrzehnte dauernde Übergangsphase zu meistern und auf das Nebeneinander von Fahrzeugen mit verschiedenen Automatisierungsgraden vorbereitet zu sein.

Der Bund hat dazu bereits verschiedene Aufgaben an die Hand genommen. Mit Blick in die Zukunft geht es um folgende Herausforderungen:

  • Die Klärung verschiedener gesellschaftlicher, ethischer und politischer Aspekte.
  • Die Schaffung der nötigen technischen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen.
  • Die Bewältigung der planerischen und konzeptionellen Fragestellungen: z.B. Wieviel Infrastruktur ist zukünftig erforderlich? Wie funktioniert das Verkehrssystem im Mischverkehr (automatisierte und „herkömmliche“ Fahrzeuge auf einer gemeinsamen Strasse)?
  • Die erforderliche Anpassung der Rechtsetzung einschliesslich des regulatorischen Rahmens.
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