Durchgangsstrassen, auf denen gefährliche Güter nach SDR/ADR transportiert oder umgeschlagen werden, unterliegen der Verordnung über den Schutz vor Störfällen (Störfallverordnung, StFV). Die StFV hat zum Ziel, die Bevölkerung und die Umwelt (Oberflächengewässer sowie Grundwasser) vor schweren Schädigungen infolge von Störfällen zu schützen.
Zur Beurteilung der Risiken dienen die Instrumente "Kurzbericht" (KB) und "Risikoermittlung" (RE). Für den Vollzug der StFV auf den Nationalstrassen sind die zuständigen Filialen des Bundesamts für Strassen (ASTRA) als Inhaber der Nationalstrasse zuständig; sie werden von der ASTRA-Zentrale fachlich unterstützt. Für die meisten Nationalstrassen liegen KB vor, die im Allgemeinen (bis ca. im Jahr 2011) nach den Vorgaben des Handbuch III zur StFV erstellt wurden und teilweise veraltet sind. Das Verfahren zur Abschätzung der Risiken gemäss Handbuch III ist sehr grob (z.B. werden vorhandene Sicherheitsmassnahmen nicht berücksichtigt) und entspricht nicht mehr den heutigen Vorstellungen und Anforderungen an einen «modernen» KB. Vor diesem Hintergrund haben das ASTRA, das Bundesamt für Umwelt (BAFU) sowie verschiedene kantonale Vollzugsstellen der StFV eine Screening-Methodik entwickelt, mit der die Störfallrisiken auf Durchgangsstrassen in Form einer angenäherten Summenkurve pro Schadenindikator (Todesopfer, verschmutzte Oberflächengewässer, verschmutzte Grundwasserträger) und Leitstoff ermittelt werden können. Dabei können die wichtigsten ortsspezifischen Einflussgrössen auf die Risiken sowie einzelne wichtige Sicherheitsmassnahmen (z.B. Entwässerung mit Retentionsvolumina) berücksichtigt werden. Um einen aktuellen Überblick über die Risiken auf dem gesamten Nationalstrassennetz zu gewährleisten, hat das ASTRA im Jahr 2010 beschlossen, die Screening-Methodik auf alle Nationalstrassen anzuwenden.
Für den Vollzug der Störfallverordnung auf Nationalstrassen gemäss der Richtlinie ASTRA 19002 sind die Risiken infolge von Störfällen auszuweisen. Um dies effizient und nach einer einheitlichen Methodik vorzunehmen, wurde die Web-Applikation «Störfallrisiken» (Abkürzung STR) entwickelt. Sie ist für die Ermittlung und Darstellung der Risiken in Form von Summenkurven und die Ablage der dafür notwendigen Strecken- und Umgebungsdaten zu verwenden. Die Applikation unterstützt zudem die Dokumentation der Ergebnisse für die Darstellung im Kurzbericht.