Geologische Herausforderungen auf der Südseite des Gotthards erfordern einen temporären Methodenwechsel beim Tunnelvortrieb: Ein rund 500 Meter langer Abschnitt wird statt mit der Tunnelbohrmaschine konventionell im Sprengvortrieb ausgebrochen. Die Arbeiten verursachen Zusatzkosten von 15 bis 20 Millionen Franken und dauern voraussichtlich sechs bis acht Monate. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) hält am geplanten Eröffnungstermin und den veranschlagten Gesamtkosten fest.
Sanierungstunnel Gotthard, Vortrieb von Süden: 500 Meter konventioneller Ausbruch statt Tunnelbohrmaschine
Seit Februar 2025 läuft der Tunnelausbruch für die zweite Röhre des Gotthard-Strassentunnels. Während die Tunnelbohrmaschine (TBM) auf der Nordseite planmässig vorankommt, musste die TBM auf der Südseite am 23. Juni 2025 nach rund 190 Metern gestoppt werden: Stark geklüftetes, teilweise loses Gestein und Hohlräume machen einen maschinellen Vortrieb für die kommenden rund 500 Meter sehr schwierig und herausfordernd. In der Folge hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) den betroffenen Abschnitt u.a. mit Sondierbohrungen umfassend untersucht und zusammen mit den beauftragten Ingenieuren, Geologen und Unternehmungen für die kommenden rund 500 Meter eine andere Vortriebsmethode beschlossen.
Die Analysen zeigen, dass sich die schwierigen Gebirgsverhältnisse über etwa 500 Meter fortsetzen. Das ASTRA hat entschieden, diesen Abschnitt im konventionellen Sprengvortrieb auszubrechen. Dazu wird ein Verbindungsstollen angelegt, von dem aus gleichzeitig im Gegenvortrieb zur TBM und rund 300 Meter in Richtung Göschenen gearbeitet wird.
Auswirkungen auf Termin und Kosten
Die Ausbrucharbeiten im Sprengvortrieb werden rund sechs bis acht Monate in Anspruch nehmen und verursachen zusätzliche Kosten von 15 bis 20 Millionen Franken (Gesamt-Projektkosten: 2,14 Milliarden Franken). Alle weiteren Ausbrucharbeiten auf der Nord- und Südseite schreiten planmässig voran (siehe Projektwebsite). Trotz des unerwarteten Mehraufwands geht das ASTRA derzeit davon aus, dass der geplante Eröffnungstermin der zweiten Röhre (2030) eingehalten werden kann.
Um den Terminplan abzusichern, werden verschiedene Massnahmen ergriffen wie das Vorziehen von Bauarbeiten auf dem zeitkritischen Weg. Die nun beschlossenen Ausbrucharbeiten auf rund 500 Meter Länge im Sprengvortrieb erfolgen im Durchlauf- bzw. Dreischichtbetrieb, an sieben Tagen pro Woche.
Das Gotthardmassiv ist ein komplexes Geosystem. Unterschiedliche Gesteinsarten sowie eine starke tektonische Zerrüttung stellen beim Tunnelbau grosse Herausforderungen dar. Ein Tunnelausbruch erfordert daher exakte Planung, permanente Überwachung und flexible Reaktionen auf unerwartete Situationen im Gebirge. Die Sicherheit des Baustellenpersonals hat dabei oberste Priorität und in den Gesamtkosten sind Kosten für diese Unwägbarkeiten und für Unvorhergesehenes eingerechnet.
Umfangreiche Vorabklärungen im Rahmen der Ausarbeitung der Generellen Projekte sowie der Ausführungs- und Detailprojekte haben die anspruchsvolle Geologie auf der Südseite korrekt prognostiziert. In der letzten Projektierungsphase ist das Projektteam unter Leitung des ASTRA zum Schluss gekommen, dass ein Ausbruch mit einer geschlossenen Tunnelbohrmaschine dennoch möglich sei. Nun zeigt sich, dass nicht die Chancen, sondern die Risiken dieser Güterabwägung eingetreten sind. Daher wird die Bauweise nun angepasst: Für diese zerklüftete, rund 500 m lange Zone stellt der konventionelle Vortrieb die sicherste, verlässlichste und schnellste Lösung dar.
Kontakt/Rückfragen:
Eugenio Sapia, Bundesamt für Stassen ASTRA, Tel. 058 469 68 17, E-Mail: eugenio.sapia@astra.admin.ch