Brandverhütung dank Thermoportal beim Gotthard-Strassentunnel

Bern, 08.01.2016 - Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) betreibt seit 2013 auf der Südseite des Gotthard-Strassentunnels ein Thermoportal, mit dem überhitzte Fahrzeuge aus dem Verkehr genommen werden können. Aufgrund der guten Erfahrungen hat das ASTRA entschieden, auch im Norden ein Thermoportal einzurichten. Es hilft, Brände zu verhüten. Die in Göschenen installierte Anlage wird seit Dezem-ber 2015 getestet. Der Probebetrieb dauert bis Ende Januar, danach geht das Thermoportal definitiv in Betrieb. Dadurch wird die Sicherheit im Gotthard-Strassentunnel weiter verbessert.

Die grösste Gefahr in einem Strassentunnel entsteht, wenn ein Fahrzeug zu brennen beginnt. Das haben die tragischen Ereignisse im Mont-Blanc-, Tauern- und 2001 im Gotthard-Strassentunnel gezeigt. Die häufigste Ursache für Fahrzeugbrände bei Lastwagen sind Überhitzungen bei Motoren, Bremsbelägen oder Abgasanlagen. Um die Tunnelsicherheit zu erhöhen, hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) darum neben nderen Massnahmen auf der Südseite des Tunnels ein Thermoportal eingerichtet. Dieses vermisst mittels Lasersignal zuerst die Ausmasse des Fahrzeuges, anschliessend werden mit Infrarotkameras die Temperaturen der einzelnen Fahrzeugteile festgestellt. Ist ein Lastwagen überhitzt, wird er aus dem Verkehr gezogen.

Das 2013 in Betrieb genommene Thermoportal im Süden misst die nordwärts fahrenden Lastwagen. Im Jahr 2014 wurden bei 24 Fahrzeugen gravierende Überhitzungen festgestellt, die im Tunnel zu Bränden hätten führen können. Das Thermoportal hat sich bewährt. Das ASTRA hat darum entschieden, auch auf der Nordseite des Tunnels für die südwärts fahrenden Lastwagen ein Thermoportal einzurichten. Es steht in Göschenen und wird seit Dezember erprobt.

Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), nahm heute in Göschenen einen Augenschein und zeigte sich erfreut über die Inbetriebnahme des Thermoportals. Es hilft zusammen mit dem schon länger praktizierten „Tropfenzähler"-System, Brände im Tunnel zu verhindern (vgl. Kasten).

Die beiden Thermoportale nördlich und südlich des Gotthard-Strassentunnels kosten zusammen rund drei Millionen Franken. Der jährliche Betrieb kommt auf etwa 600‘000 Franken zu stehen. Betrieben werden die Portale von der Schadenwehr Gotthard. Der Probebetrieb des nördlichen Portals dauert bis Ende Januar, anschliessend geht es definitiv in Betrieb.

Der Gotthard-Strassentunnel ist dank den Massnahmen, die nach der Brandkatastrophe von 2001 ergriffen wurden, deutlich sicherer geworden. Trotzdem gab es seither 147 Unfälle, bei denen 10 Menschen starben. Da es im Tunnel nach wie vor Gegenverkehr gibt, bleibt die Gefahr von Frontal- und Streifkollisionen vorhanden. Auf Strecken mit viel Verkehr müssen neue Tunnel darum heute in ganz Europa richtungsgetrennt gebaut werden. Bundesrat und Parlament haben sich unter anderem aus diesem Grund im Rahmen der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels für den Bau einer zweiten Röhre entschieden

Schadenwehr Gotthard: 95 Einsätze im Jahr 2014

Für den Gotthard-Strassentunnel wurde aufgrund seiner speziellen Situation (Länge, Topografie, Entfernung zum nächsten zivilen Feuerwehr-Stützpunkt) für den Ereignisfall eine eigene Feuerwehr- und Rettungsorganisation mit permanenten Pikettgruppen vor Ort geschaffen. Die sogenannte Schadenwehr Gotthard (SWG) ist auf die Stützpunkte Airolo und Göschenen verteilt und besteht aus 52 professionellen Feuerwehrleuten, die organisatorisch zur Logistikbasis der Armee (Monteceneri) gehören.

2014 wurde die Schadenwehr Gotthard über die Notrufzentrale für 95 Ereignisse angefordert: Brände (22 Einsätze), Verkehrsunfälle (19), Chemie-/Ölwehr (14), technische Hilfe bei LKW (20), Personenrettung (23).

Das Einsatzgebiet der Schadenwehr Gotthard umfasst die Nordrampe der Autobahn A2 ab Erstfeld, die Südrampe ab Chiggiogna sowie den Tunnel und den südlichen Teil der Gotthard-Passstrasse.

Dosiersystem mit Tropfenzähler

Im Gotthard-Strassentunnel wird der Verkehr aus Sicherheitsgründen seit der Brandkatastrophe von 2001 mit dem sogenannten Tropfenzählersystem dosiert. Es sorgt dafür, dass zwischen den Lastwagen ein Mindestabstand eingehalten wird und dass nie zu viele LKW gleichzeitig im Tunnel sind.

Pro Stunde können auf diese Weise maximal 1000 Personenwagen (PW-Einheiten) den Tunnel befahren, wobei ein LKW drei PW-Einheiten entspricht. Die Lastwagen werden tropfenweise dem Personenwagen-Verkehr „beigemischt“ – maximal 150 pro Stunde und Richtung. So können pro Tag in beide Richtungen etwa 5000 Lastwagen den Gotthard-Strassentunnel befahren. 2014 waren es durchschnittlich 2257 pro Tag. Da das Tropfenzählersystem wichtig ist, haben Bundesrat und Parlament beschlossen, es neu im Gesetz zu verankern. Dies erfolgt im Rahmen der Vorlage zur Sanierung des Gotthard-Strassentunnels, über die am 28. Februar abgestimmt wird.


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