Überwachungs- und Alarmsystem
Da im Gumpischtal weiterhin erhebliche Gefährdung besteht, wurde eine spezielle Überwachungs- und Warnanalage installiert, die die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden gewährleisten soll. Diese detektiert sich in Bewegung setzende Blöcke und Murgänge und veranlasst eine automatische Sperrung der Axenstrasse mittels Ampeln. Da zwischen der Detektion von Materialbewegungen und dem Auftreffen von Blöcken auf der Strasse zwischen 20 und 50 Sekunden vergehen, muss die Strasse im Ereignisfall so schnell wie möglich gesperrt werden.
Beurteilung der Gefahrensituation
Falls die Systeme in den Schutznetzen (Reissleinen und Bewegungssensoren) oberhalb der Axenstrasse nichts detektieren, kann die Strasse nach kurzer Zeit wieder frei gegeben werden und die Ampeln schalten automatisch nach zwei Minuten wieder auf Grün.
Sollten Steine in die Netze geprallt sein bleibt die Strasse geschlossen, bis eine Beurteilung der Situation vor Ort durch Fachleute vorgenommen werden konnte. In diesem Fall wird der Verkehr via A2 Seelisbergtunnel umgeleitet und derjenige auf der Axenstrasse gewendet. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Strasse in einem solchen Fall für längere Zeit geschlossen bleiben muss.
Überwachung der Situation
Die Überwachung der Situation im Gumpisch erfolgt mit einer Kombination aus verschiedenen Geräten:
1. Auf dem Buggsitäfeli, etwa 400 Meter oberhalb der Strasse, überwachen zwei Steinschlagradare dauerhaft die Schutthalde. Sie erkennen Gesteinsmassen in Echtzeit und funktionieren bei allen Sichtverhältnissen, auch bei Nacht, Nebel oder Schneefall. Material, welches sich mit mehr als 2 Meter pro Sekunde bewegt, wird detektiert. Die erkannten Bewegungen werden auf einer Online-Karte aufgezeichnet. Dabei kann unterschieden werden zwischen Ereignissen wie Murgängen, Steinschlägen und anderen Bewegungen, die durch Vögel oder Winde verursacht werden. Diese Entscheidung fällt innerhalb von 3 bis 5 Sekunden.
2. Am selben Ort werden Erschütterungen von drei seismischen Sensoren gemessen. Diese sind hochsensibel und messen Erschütterungen im Boden. Sie erkennen so ebenfalls Steinschläge und Murgänge. Beide Technologien berechnen zusammen in Echtzeit das Ereignis und das System kann unverzüglich die Ampeln auf der Axenstrasse auf Rot schalten. Auch hier werden irrelevante Erschütterungen zuvor gefiltert, die zum Beispiel durch Donner oder den Flug eines Helikopters ausgelöst worden sind.
3. Kameras liefern zudem automatische Ereignisbilder und eine Live-Einsicht ins Tal. Sie ist fernsteuerbar und kann so genau ausgerichtet werden. Für Deformationsanalysen stehen zudem hochauflösende Kameras zur Verfügung, mit denen die gefüllte Rinne überwacht wird.
4. Ebenfalls auf dem Buggistäfeli ist ein Pluviometer zur Niederschlagsmessung installiert. Es misst im Zehn-Minuten-Takt und berechnet so die Niederschlagsmenge über sechs, 24 und 72 Stunden, sowie zehn und 30 Tage. Für sechs und 24 Stunden wurden Grenzwerte definiert, ab welchen keine Arbeiten mehr im Tal stattfinden. Bei starken Niederschlägen kommt es im Gumpisch vermehrt zu Murgängen und Steinschlägen aufgrund von Auswaschungen.
5. Im oberen Gumpisch wird die Ausbruchstelle vom Januar 2019 mit einem interferometrischen Radar (Georadar) überwacht. Dieser wurde im Plattwald oberhalb der Strasse installiert und wird mit einer Brennstoffzelle und Solarpanels betrieben. Durchgeführt werden permanente fünfminütige und periodische Messungen im Plattwald.
6. Oberhalb der Strasse wurde eine Schutznetzanlage installiert. Die Schutznetzüberwachung erfolgt mit Hilfe von Kombi-Bewegungssensoren. Erstens werden Erschütterungen durch Sentinel-Sensoren gemessen. So kann etwa ein Anprall mit Stützen der Netzanlage erkannt werden. Zweitens wird die Lageänderung der Sentinel-Senoren eingesetzt, um Veränderungen der Netze zu detektieren. Dies kann Hinweis auf den Einschlag eines Blockes oder aber die langsame Deformation der Netze sein. Drittens werden an jeden Sentinel-Sensor Reissleinen befestigt, welche über die Schutznetze gespannt werden. Wenn ein Stein ins Netz einschlägt, werden diese ausgerissen und es wird ein Alarm ausgelöst. Danach müssen die Leinen ausgewechselt werden.
7. Die Axenstrasse selbst wird von Kameras zusätzlich überwacht. Sie sind ausgerüstet mit Infrarotscheinwerfern, um auch in der Nacht eine Lagebeurteilung vornehmen zu können.
8. Als Schutzmassnahme für die Axenstrasse wurde neben dem Überwachungssystem oberhalb der Strasse ein ca. 80 Meter langer und sechs Meter hoher Ablenkdamm erstellt. Auf der Dammkrone befinden die drei Meter hohe Schutznetze. So sollen Blöcke, welche nicht in der Rinne liegenbleiben, unter der Gumpischtal-Brücke hindurch Richtung Urnersee geleitet werden. Auf diese Art wird die Strasse vor möglichen Schäden geschützt. Ein Aufhalten von grossen Blöcken ist damit jedoch weder möglich noch angestrebt, da diese zu viel Energie besitzen. Diese soll lediglich umgeleitet werden, sodass der Block im Bachbett von alleine zum Stillstand kommt.
Verkehrstechnische Massnahmen
Damit die Verkehrsteilnehmenden vor den Naturgefahren geschützt werden, wurden beidseitig am Rand des Gefahrenperimeters je eine Ampel und ein LED-Signal montiert. Damit die Fahrradfahrer vor dem Gefahrenbereich gestoppt werden können, wurden ebenfalls beidseitig im Bereich des Trottoirs Ampeln montiert.
Die schnelle Reaktionszeit der Warnanlage und das Funktionieren der Ampelanlagen sind im Gumpischtal lebensrettend. Bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h benötigen Autofahrende lediglich 8 Sekunden für eine Strecke von rund 170 Meter. Ein Anhalten bei roten Ampeln ist lebenswichtig.